Aus der Reihe „Das Imaginäre“
Ich glaube an Intuition, die auf Lebenserfahrung beruht, sie zusammenträgt, akkumuliert und dann das Resultat in Form völlig unerwarteter Gestalten ausgibt.
Sie, die Intuition, erkennt diese Sammelgestalten an. Man kann sie mit Worten nicht beschreiben, man kann sie aber mit Farben (mit malerischen Mitteln) auf eine Leinwand bringen. Und darin liegt das Wesen eines malerischen Kunstwerks.
Auf den Bildern erscheinen mythologische Gestalten, Träume, verschiedene geheimnisvolle Symbole – das ist durchaus verständlich, birgt doch die Malerei Träume und Hoffnungen, Warnungen und den Ernst von Gedanken über das Erlebte.
Auch „Der Prophet“ ist nicht mit einem Mal entstanden. Für das Bild war das Thema eines Frühlingsfestes auf einem Platz mit Schaukel und Karussells vorgesehen. Aber im Laufe der Arbeit erschien der PROPHET und – führte die Menge an. Dieser Prophet trägt wehende Haare und Gewänder. Die Menge strömt vorwärts, das heißt von links nach rechts (europäisches Denken), und der Prophet streckt ihr die Hand entgegen, aber weist er ihr den Weg? Vielleicht beruhigt er sie einfach. Dort geht jemand mit einer dunklen Brille vorbei – er folgt seinem eigenen Weg. Nach seiner Hand strecken sich selige und gesichtslose Menschen – seine Jünger. Ist er doch selbst gesichtslos.
Und einmal begreife ich plötzlich, dass der Prophet sich nach hinten umsieht. Ist er etwa ein Pseudoprophet? Oder gar ein Scharlatan? Oder ruft er dazu auf, in die Vergangenheit zurückzuschauen? Nach zurückliegender Erfahrung? Er ist ÜBER der Menge, nicht in ihr. Aber die Menge ist in ihrer Bewegung stärker als er. Sie zieht ihn mit fort in ihre Richtung. Wohin?
Und so zeigt sich also, dass der Künstler stärker auf seine innere Stimme und sein Gefühl hören muss. Logik kann in die Irre führen.
Wie sehr haben mich die Worte von Käthe Kollwitz bewegt: Das Wichtigste für den Künstler sei es leichtsinnig zu sein, unmittelbar in seinen Phantasien, ohne emotionale Hindernisse in seinem Werk, oder wie man auch auf Russisch sagt: die Zügel schleifen lassen! Mit anderen Worten, sich nicht eingrenzen zu lassen.
Der Kunsthistoriker Prof. Nikolaj Bestschastnov schrieb über die Ausstellung „3 Künstler – 3 Welten – 3 Künste“ im Jahr 2009 in Moskau: „Die farbliche Dominante der Ausstellung sind die Leinwände von Roman Eichhorn, der gleichzeitig in der deutschen Stadt Wiesbaden und in einer selbstgeschaffenen Welt der Symbole, Allegorien und Emotionen lebt. Die Tür zu dieser Welt steht jedem offen, aber verstehen kann sie nur eine aufrichtige Seele.“